· 

Leserbrief von Jörg Wiesenfeldt (Trier), TV, 12.7.2021

Die anhaltende Ignoranz der Mächtigen

Verkehr

Zum Artikel „Unternehmer stehen hinter Moselaufstieg“, dem Kommentar „Warum der Moselaufstieg ein Segen für Städte und Dörfer wäre“ (TV vom 5. Juli) und dem Leserbrief „Mehr Menschen und Güter auf die Schiene bringen“(TV vom 28. Juni):

 

Wenn es noch irgendwelcher Beweise bedurfte, dass unsere Mächtigen in Wirtschaft und Gesellschaft, die bisherigen Mehrheitsparteien, allen voran CDU/CSU, und die ihnen applaudierenden Journalisten nicht verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat, sei es aus intellektuellem Unvermögen, geistiger Trägheit oder aus Machtkalkül: Der TV und die regionale Kommunalpolitik liefern. Inzwischen fast täglich.

 

Um die Klimakatastrophe abzuwenden, also eine globale Erwärmung von mehr als zwei Grad Durchschnittstemperatur gegenüber der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verhindern und die damit verbundene Überschreitung der sogenannten Kipp-Punkte, müssen wir den Straßenverkehr, auch den elektrifizierten, massiv reduzieren, ebenso die Bodenversiegelung, den Massenkonsum von Textilien, Verbrauchsartikeln, Milch- und Fleischprodukten etc.

 

Alles längst erforscht, zum Beispiel vom Wuppertal-Institut im Bericht „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5°-C-Grenze“.

 

Es ist also völlig ausgeschlossen, in diesen Zeiten das jetzt schon viel zu dichte Straßennetz weiter auszubauen, mit der unzutreffenden Begründung, damit „netto“ Verkehr zu vermeiden. Dies gilt weltweit, überall in Europa und natürlich auch in Trier.

Der Moselaufstieg und der damit doch verknüpfte Bau eines riesigen Supermarktes auf der Zewener Flur müssen verhindert werden, weil beide Maßnahmen erstens schon qua Anreiz zusätzlichen Straßenverkehr erzeugen und außerdem eine natürliche „Klimaanlage“ zur Dämpfung sommerlicher Hitze sowie Absorption von Starkregenmengen zerstören. Angesichts der anhaltenden Ignoranz der Mächtigen ist die Passivität vieler Mitbürger*innen leider verständlich.

 

Um nicht zu verzweifeln, möchte man demnächst viele Menschen auf der Straße sehen, bei Extinction Rebellion, im kommenden Wahlkampf oder beim globalen Klimastreik (F4F) am 16. Juli und am 24. September.

 

Jörg Wiesenfeldt, Trier