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Leserbrief von Florian Schausbreitner (Igel), Volksfreund 28.11.2017

„Wirtschaftswachstum kontra Lebensqualität“

Zum Bericht "Besser Leben ohne die Laster" (TV vom 18./19. November):

 

Es liegt in der Natur der Sache, dass starkes Wirtschaftswachstum mit einer Zunahme des Güter- und Warenverkehrs einhergeht. Der Wunsch der Gemeinde Wasserbillig, die Brücke zwischen Wasserbillig und Wasserbilligerbrück für LKW über 7,5 Tonnen zu sperren, fand beim Luxemburger Transportminister, François Bausch, kein Gehör. Aus seiner Sicht liegt der Ursprung der Probleme auf deutscher Seite und soll auch dort gelöst werden. Von der naheliegenden und kostengünstigsten Lösung, nämlich dem Bau einer neuen Brücke am Merterter Hafen, will François Bausch nichts wissen, da sich Luxemburg finanziell daran beteiligen müsste.

 

Es wird zunehmend offensichtlich, dass die Politik Luxemburgs zu lange eindimensional ausschließlich auf Wachstum ausgerichtet war und die Schaffung adäquater Verkehrsstrukturen vernachlässigte. Es ist der attraktive Arbeitsmarkt in Luxemburg, der die Pendlerströme auslöst. Das kleine Land ist im Begriff, in einem Verkehrschaos zu versinken. Da erscheint es ziemlich billig, wenn Minister Bausch den Gemeinden Wasserbillig und Grevenmacher eine Verkehrsentlastung durch den für Luxemburg kostenlosen Moselaufstieg in Aussicht stellt.

 

Das Konzept des Moselaufstiegs, der sogenannten Westumfahrung, ignoriert, dass es sich sowohl in Luxemburg als auch in Trier in erster Linie um Zielverkehr handelt, der gar nicht die Absicht hat, die Städte zu umfahren. Was nützt ein vermeintlicher Zeitgewinn von fünf Minuten auf dem Weg nach Luxemburg, wenn er spätestens im Stau auf der Autobahn verpufft. Das Gleiche gilt für die Fahrt in Richtung Trier. Wir stehen am Beginn einer völlig neuen Mobilitätsära. Mit immer neuen Straßen ist der ständig zunehmende Verkehr in den Ballungsräumen nicht mehr in den Griff zu bekommen. Es bedarf eines ganzen Maßnahmenkatalogs von innovativen Konzepten, um eine stressfreie, Umwelt und Ressourcen schonende Mobilität auch in Zukunft zu gewährleisten. Das Auto in der Form, wie es heute noch genutzt wird, ist ein Auslaufmodell. Dessen ist sich auch die Autoindustrie bewusst. Eine Verkehrspolitik, die nur auf Straßenbau setzt, ist nicht zukunftsfähig und zum Scheitern verurteilt.